So, dann krame ich aus meinem kleinen Repertoir auch mal eine kurze Geschichte raus die man in der Kategorie "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" abheften kann...
Morgens um acht... raus aus den Federn und mehr oder weniger ausgeschlafen aber voll motiviert ab zu Lola.
Den Pferdeumzug gut hinter sich gebracht und nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit - eher für mich als für Lola * *sollte heute der erste Ausritt ins neue Gelände starten.
Schon auf der Zufahrt zum Stall spähte ich auf die Koppel um zu sehen wo Lola sich rumtrieb. Hoffentlich in der Nähe denn sonst würde sich der Ausritt etwas nach hinten rauszögern wenn ich erst mal mit Siebenmeilenstiefeln mein Pferd einfangen muß. Aber mein Flehen wurde erhört. Lola stand träge mit gesenktem Kopf in der Morgensonne und genoß die ersten Sonnenstrahlen die ihr Fell golden glänzen ließen. Ein Hinterbein entlastend sah sie kurz auf als sie mein Auto hörte ließ sich aber weiter nicht stören. Ledigliches Kopfschütteln war die einzige Anstrengung die sie ausübte und die zugleich wissen ließ daß bei unserem heutigen Ausritt Fliegen und Bremsen mit von der Partie sein werden.
Ich - immer noch hoch motiviert - sammelte meine Siebensachen im Stall zusammen und breitete sie am Putzplatz aus. Dann stapfte ich zu Lola - hoch motiviert.
"Guten Morgen du Nudel" begrüßte ich sie, streifte ihr das Halfter über und tätschelte ihr den Hals. Zusammen stiefelten wir zum Putzplatz - ich immer noch voll motiviert - Lola eher das Gegenteil.
Ich band Lola an und das war für sie das Startsignal zum Aufwachen. Erst jetzt begriff sie anscheinend daß sie gar nicht mehr dösend in der Sonne bei ihren Freundinnen auf der Koppel stand. Nichts mehr von Trägheit war zu spüren, Tänzeln und wiehern war nun angesagt.
Motiviert und voller Vorfreude auf den Ausritt versuchte ich die tänzelnde Lola sauber zu bekommen. Geschafft, nun noch die Hufe und dann sieht sie wieder gut aus.
Vorne rechts, hinten rechts, hinten links und vorne links... alles ganz easy... dachte ich... aber ich rechnete nicht damit daß Lola ihr Bein in Rekordzeit wieder absetzte. AUTSCH!!! * Der Untere war meiner. Ich verbiß mir meinen Schmerzensschrei und versuchte stattddessen mehr recht als schlecht Lola davon zu überzeugen irgendwann mal von meinem Fuß runter zu gehen. Komischerweise stand sie jetzt ganz ruhig da. Keinerlei Getänzel mehr..., wie festgeschraubt... Tz tz tz.... wenn das mal keine Absicht war...
Aber letztenendes schaffte ich es doch sie von meinem großen Zeh runterzuschieben. AUTSCH wie der pochte, grausam. Aber Zähne zusammenbeißen. Ein Indianer kennt keinen Schmerz!!!
Meiner Motivation keinen Abbruch getan ging es ans Satteln und Trensen. Alles easy... dachte ich... aber auch diesmal rechnete ich nicht damit daß Lola, als ich ihr das Halfter abstreifte um ihr die Trense aufzuschnallen, sich ihrer Freiheit erfreuen wollte, ihren Kopf zum saftigen Gras senkte und dabei einen Schritt nach links tat. AUTSCH!!! * Der Untere war meiner. Wieder verbiß ich mir einen Schmerzensschrei und versuchte das zweite mal an diesem sonnenverwöhnten Morgen Lola verzweifelt von meinem - diesmal rechten - Fuß zu schieben. Geschafft!!! AUTSCH!!! Wie weh mein rechter großer Zeh doch tat. Beide Füße pochten nun im Gleichtakt vor sich hin. Aber... ein Indianer kennt keinen Schmerz!!!
Immer noch motiviert - wenn auch nicht mehr so überschwenglich wie kurz nach dem Aufstehen - stieg ich aufs Pferd. Begleitet von Fliegen, Bremsen und dem Pochen meiner beiden immer noch schmerzenden Zehen ging es ab ins Gelände.
Hätte ich nur den Waldweg eingeschlagen da wären die Bremsen nicht allzu ekelhaft gewesen. Mein Pferd gegen die Biester verteidigend achtete ich weniger auf mich. Autsch!!! Eine Bremse hat zugeschlagen. Autsch!!! Die zweite. Autsch!!! Die Dritte... Aber.... wie immer ein Indianer kennt keinen Schmerz, und immerhin soll man ja immer hoch motiviert auf seinem Pferd sitzen....
Lola war auch nicht begeistert und wurde immer bockiger. Meine Motivation schwand auch deutlich und von Minute zu Minute. Nicht zu vergessen ich hatte schließlich zwei schmerzende große Zehen die fleißig vor sich hinpochten.
Den Ausritt brachten wir mehr recht als schlecht hinter uns. Lola angestachtelt von den lästigen Bremsen legte flotte Galoppaden an den Tag. Im leichten Sitz und mit festem Stand in den Steigbügeln flogen wir über das Gelände. AUTSCH!!! Man tat das weh in den Steigbügeln zu stehen...aber ein Indianer kennt keinen Schmerz!!!
Der Stall war in Sicht! Gott sei Dank. Wir waren beide froh endlich wieder angekommen zu sein. Keine Spur mehr von meiner mal vorhandenen Motivation, dennoch glücklich "durchgehalten" zu haben und doch die ein oder andere Bremse ins Jenseits befördert zu haben.
Komischerweise waren auf einmal alle Fliegen und Bremsen wie vom Erdboden verschluckt. Wenn das mal keine Absicht von den Viechern war!!
Vorsichtig ließ ich mich vom Pferd gleiten. Nur ja nicht mit zuviel Schwung auf dem Boden ankommen. Wie konnten zwei Zehen nur so pochen. AUTSCH!!! *
Ich spritzte Lola noch mit dem Wasserschlauch ab, versorgte sie und brachte sie zurück auf die Koppel. Lola war überglücklich und wollte auch sofort losstürmen. Ich konnte sie aber noch daran hindern, allerdings mit dem Resultat zweier abgebrochener Fingernägel. Na toll. Aber auch schon egal.
Weidezaun auf, ich raus, Weidezaun wieder zu. AUTSCH!!! * * Ich bekam eine volle geballert. Warum muß da auch so viel Saft auf dem Zaun drauf sein... aber...selber schuld wenn man nicht aufpaßt. Und... ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Und jetzt nichts wie ab nach Hause. Mit zwei pochenden großen Zehen, zwei abgebrochenen Fingernägeln und der Stromzufuhr für einen ganzen Abend. Und nicht zu vergessen, der Muskelkater am nächsten Tag war auch nicht Ohne.
Was lehrt mich das ganze. Vielleicht wären Stahlkappenschuhe für mich ganz angebracht...., vielleicht sollte ich mich und Lola das nächste Mal besser einschmieren bevor wir loslegen... und... man sollte keine zwei Wochen Pause mit dem Reiten machen. Der Muskelkater bestätigte mir dies am nächsten Tag.
Die Fingernägel sind wieder nachgewachsen, meine Bremsenstiche verheilt und nur noch die beiden blauen Zehen lassen mich an den Schmerz erinnern den ich an jenem sonnigen Morgen hatte der so hoch motiviert begann... Hugh, ich habe gesprochen.....
See you!!!
*Stimmt, es gibt immer bei allem eine Steigerung....
Schade, heute hätte ich gerne wieder eine neue Route angegeben, aber leider haben Lola und ich nicht den richtigen Weg eingeschlagen. Alle Wege die wir ausprobiert haben - wir waren allein unterwegs - führten dann irgendwann mal in die Pampa und endeten im Dickicht.
Lola war jedesmal absolut happy wenn wir wieder umgedreht sind denn sie dachte: Juhuu wir reiten zurück zum Stall. Daher hatte ich dann an jeder Weggabelung einen kleinen Konflikt mit ihr * .
Trotzdem hat es irre Spaß gemacht einfach nur mal so richtig planlos durch den Wald zu reiten, ohne Zeitdruck, das Rascheln des bereits runtergefallenen Laubes unter ihren Hufen zu hören und den schönen sonnigen Herbsttag mit fast 20 Grad einfach nur zu genießen.
Lola hat nur noch vor sich hingeschnaubt und es hat ihr auch richtig Spaß gemacht.
Wieder einmal hat mich das totale Glücksgefühl überrannt. Solche Momente liebe ich. Keine Menschenseele, nur Lola und ich und sonst nichts.
Das nächste Mal biege ich einen Weg weiter hinten ab und bin gespannt wo mich dieser Weg hinführt. Die Wege heute waren - besonders für Lola die im Moment barhuf geht - absolut super. Weiche Seitenränder oder nur ganz feiner Kiesel der zum Teil über längere Abschnitte festgewalzt war. Sie hatte keinerlei Probleme darauf zu gehen, traben oder zu galoppieren.
Da hast du ausgesprochen Recht. Einfach herrlich, das Reiten.
Obwohl ich zur Zeit an einem grippalen Infekt laboriere, konnte mich gestern meine Holde überzeugen, doch reiten zu gehen. Das Wetter war etwas bescheiden, der goldene Oktober hatte sich ja an dem Tag verabschiedet. Es war also feucht, kalt und windig.
Den Pferden, die ja bereits ein kräftiges Winterfell vorweisen können, kam das Wetter *zupass. Endlich kein Schwitzen mehr beim rumstehen.
Die Stimmung war irgendwie unwirklich. Zerfetzte Wolkengebilde, Schleier von herabfallendem Regen in der Ferne, zwischendurch wieder blauer Himmel und Blick auf die weiß werdenden Berge. Kein Mensch weit und breit. Nur wir und unsere Pferde. Wir konnten beobachten, dass sich die Rehe schon in Gruppen von bis zu 20 Tieren zusammengeschlossen hatten. Das sagt uns - der Winter steht vor der Tür.
Wir ritten unsere Birkenwäldchenrunde. Etwa 12 Kilometer im langsamen und bequemen Jog (Trab) mit etlichen wunderbaren Galoppstrecken, die die Pferde völlig entspannt und mit Freude liefen. Selbst als direkt neben uns 2 Rehe aus dem Rapsfeld sprangen, keine Reaktion der Pferde. Normalerweise würde mein Zosse die Beine in die Hand nehmen und ab geht`s. Aber - nichts.
Obwohl wir diese Wege schon x- mal geritten sind, war es gestern wieder einmal so völlig anders als jemals zuvor. Kein Ritt gleicht eben dem anderen.
Für mich im Übrigen auch ein großer Schritt von meinem Siechtum weg.
Ein Indianer kennt halt keinen Schmerz.
Einfach herrlich, das Hobby Reiten.
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