Im Freien neben der Unterkunft wurde uns um 7 Uhr das Frühstück serviert und frisch gestärkt brachen wir auf, um über die Grüne Grenze nach Italien zu reiten. Wir folgten dem Wanderweg nach Sta Maria und ritten die kopfsteingepflasterte Gasse hinauf zur Strasse. Die Strasse sammelt den gesamten, über den Ofenpass nach St. Moritz führenden und aus Italien über den Umbrail Pass kommenden Verkehr, meist schwer röhrende Motorräder. Und das obwohl die Strasse an der engsten Stelle gerade mal breit genug ist für ein einziges Auto. Das wir uns da auch noch durchquetschen mussten, machte die Sache nicht einfacher. Aus dem Nadelöhr raus, reiten wir die Landstrasse hoch und werden von zwei Radfahrern überholt, einer trägt ein T-Shirt mit Fleckvieh-Optik und meint grinsend: Kuh überholt Pferd…. Wir antworten nur…. Der nächste Berg kommt bestimmt. Keine 20 m weiter biegt der vordere der beiden Radfahrerm ohne sich um zu sehen und ohne Handzeichen, einfach links quer über die Strasse ab, was der gerade leise heranrollende öV-Buss mit heftigem Bremsengequitsche quittierte. Nochmals Glück gehabt….
Wir folgen dem Wanderweg ins Vall Mora hinein und reiten, die beiden Radfahrer locker abgeschüttelt, den 700 m hohen Anstieg hinauf. Erinnerungen werden wach, an eine Vollmondnacht 3 Jahre zuvor, als wir hier mit einem geliehenen Roller, die ganze Gegend nach 3 ausgebüxten Pferden abgesucht hatten, und bei eisiger Kälte jeden Pferdeapfel aufgenommen hatten, um zu sehen, ob er von einem unserer Pferde stammte. An jenem Abend hatten unsere Pferde nach 42 km Ritt noch genügend Energie, um nochmals 30 km in 3 Stunden zurueck zu legen. Flash hatte die ganze Gruppe über die Grenze nach Mustair hinunter geführt, weil er wusste, dass es da unten Kraftfutter gab. Das vierte Pferde, eine Fribi-Stute, hatten sie oben auf der Alp einfach stehen, lassen, weil sie nicht mithalten konnte. Diese Stute war der einzige Lichtblick für uns in jener Nacht. In der Früh erreichten wir dann endlich den Polizeiposten in Sta Maria und dieser klärte uns auf, dass die Pferde schon seit Mitternacht bei einem Bauern im Ort einquartiert waren.
Wir erreichen das Alpplateaux und reiten im Flussbett hinauf bis zur oberen Alp, wo wir dem Flusslauf der Aua Vall Mora auf einem Single-Trail für Mountainbikes folgen. Auf diesem Weg wurden seit über 1000 Jahre schon Salz von Deutschland nach Italien und Wein von Italien nach Bayern und Oesterreich gebracht. Wir traben den Trail hinunter und Flash macht richtig Tempo, er weiss offensichtlich wo es hin geht. Da wir viel zu flott unterwegs sind, machen wir einen Abstecher ins Vall Gallo, um zu erkunden, ober der Uebergang nach Buffalora wieder passierbar wäre oder nicht. Der alte Militärweg führt oberhalb vom Lago Livigno der nördlichen Talseite entlang und endet dann abrupt an einem Steilhang, an dem die Erde immer wieder abrutscht. Es beginnt zu nieseln und wir ziehen unseren Regenschutz an, während Flash immer wieder drängelt, wir mögen weiter reiten.
Der Steilhang ist noch immer nicht befestigt, aber inzwischen führt ein schmaler Trampelpfad über den Rutsch und wir sind der Meinung, dass wir es mit unseren erfahrenen Pferden riskieren könnten.
Ob des einsetzenden Regens haben wir jedoch ein Einsehen und drehen um, und kehren zurück zum Aua Vall Mora Fluss, queren diesen und reiten auf einem ausgewiesenen Wanderweg Richtung Rif. San Giacomo am Lago Cancanon im Vall Fraele. Um 16 Uhr sind wir am Restaurant und werden von Severin herzlich begrüsst. Nach einer Pause, in der die Pferde an der gegenüberliegenden Wiese grasen und wir Kaffee und Kuchen zu uns nehmen, nehmen wir unser Gepäck runter und traben noch eine Runde, um den See, damit die Pferde heute auch ausgelastet sind. Wir reiten ein 4-er Tempo und sind nach 1 ¼ h wieder am Restaurant. Wir satteln und spritzen die beiden ab, bauen den Paddock und lassen die beiden auf dem Hang hinter dem Parkplatz frei grasen. Bald gibt es herrliche italienische Lasagne und Gemüse mit Fleisch. Satt und Müde legen wir uns bald in die Kojen.
ff
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