Im März diesen Jahres wechselte ich mit meinem Pferd den Stall (wegen Allergie des Pferdes). das Glück wollte es, dass ich dort auf eine ebenso begeisterte Wanderreiterin traf und wir uns obendrein auf Anhieb super sympatisch fanden. Gleich bei unserer 2. Begegnung kam das Thema Wanderritt auf, die Eifel kam ins Gespräch, von etwa 3 Tagen war die Rede... wie man eben so plaudert.
Eine Woche später trafen wir wieder aufeinander, beschlossen spontan, die Buchung direkt fix zu machen. Entweder wir würden uns danach so gut kennen gelernt haben, dass wir nie mehr gemeinsame Unternehmungen planten, oder wir würden uns noch besser verstehen. Eine Freundin bekam Wind von der Sache und beschloss ganz kurzfristig, sich uns anzuschließen. Als Dreiergruppe sollten wir also durch die Vulkaneifel streifen...
Gebucht wurde bei "Eifel zu Pferd". Wir entschieden uns für eines der Pauschalangebote. Soll heißen: Man bucht bei einer Station und die macht dann alles weitere fest, kümmert sich um die anderen Stationen etc. Aufgrund der ziemlich schlechten Wettervorhersage, viel Regen und sehr kalt, gönnten wir uns dann noch kurzfristig vor Ort den Luxus eines Gepäcktransfers, vor allem wegen der Regendecken für die Pferde und einer Garnitur trockene Klamotten für uns.
1. Tag, Anreise:
So um 18:30 Uhr erreichten wir nach gut 4stündiger Fahrt unser Ziel: Kelberg, Station 1, Anita Marx. Wir wurden sehr freundlich empfangen und Herr Marx zeigte uns alles, von der Futterkammer bis zum Paddock. Nachem wir unsere Pferde auf den Paddocks untergebracht hatten, bezogen wir unser Zimmer. Überraschend Groß, überraschend neu und modern. Wir staunden nicht schlecht. Ein großes geräumiges Bad mit Dusche und Badewanne teilten wir uns mit noch einem Gast. Dieser war mit seinem Hengst allein unterwegs. Und das sollte sich auch morgen nicht ändern...
Unser Mitbewohner belagerte den ganzen Abend die Fernbedienung, sodass uns zwar zwei spannende EM-Spiele entgingen, aber mit solchen Kleinigkeiten wollten wir uns gar nicht belasten. Kleiner Mann mit Hengst... was soll man da anderes erwarten.
Anita bekochte uns mit leckerem Abendessen, das vorzüglich schmeckte. Und in der Hoffnung auf gutes Wetter am nächsten Tag aßen wir beinahe alles leer.
Anschließend gingen wir noch unsere Pferde füttern(Futter war übrigends auch im Pauschalpreis inbegriffen) *und merkten, dass es zwischenzeitlich sehr kalt war. So kalt, dass Anjas und mein Pferd, die sonst über Nacht im Stall stehen, das Fell stellten und frohren. Wie gut, dass wir Decken dabei hatten. Wir packten unsere zart besaiteten Zossels also ein und nach ein bisschen Plaudern und Fachsimpeln gingen wir selbst zu Bett.
2. Tag: Ritt von Kelberg nach Adenau, ca 24 km
Da wir ja keine wirklich lange Strecke vor uns hatten, ließen wir den nächsten Morgen gemütlich anklingen. (Nicht zuletzt in der Hoffnung, dass unser Getrödel den wilden Hengstreiter dazu verleitete, loszureiten, ohne Rücksicht auf uns...) Nachdem ich die Pferde gefüttert hatte, erwachten auch meine beiden Mittreiterinnen und bald gab es auch ein reichhaltiges Frühstück. Wir packten uns noch unser Satteltaschenpicknick ein und unsere Reisetaschen zusammen... unser Hengstreiter war immer noch da.... Wenigstens würde er nach nur wenigen Kilometern unsere Route verlassen, denn er ritt genau gegengleich zu uns die Stationen an.
Dank der decken waren unsere Pferde entspannt und locker im Rücken, leider aber nicht im Kopf. Der Hengst hatte schon die ganze Nacht damit verbracht, wie wild wiehernd über sein Paddock zu kreiseln, was wahrscheinlich die Nachtruhe unserer an sich eher coolen Zossels beieinträchtigt haben dürfte. Nun stand das Teil, meines erachtens schlicht und einfach absolut unerzogen, auf dem Hof und markierte weiterhin den Larry, obwohl es schon ganz erschöpft aussah nach durchwachter Nacht...
Unsere Pferde ließen sich gottlob nur mäßig von dem Gehabe irritieren und endlich, endlich verabschiedete sich der Reiter und zog mit seinem Hengst davon. Noch lange hörten wir sein immer heißerer werdendes Wiehern...
Nun endlich hatten wir Ruhe! Die Pferde wurden nur wenig bepackt, wir hatten ja den Transfer. Vordertaschen für Proviant und Kleinkram, sowie eine Banane für Jacken und Mäntel, das wars. Das Wetter war recht wechselhaft, sodass wir uns für die alt bewährte Zwiebeltacktig entschieden, was unsere Garderobe betraf.
Und dann ging es endlich los. Über Wiesen und Felder erreichten wir bei leichtem Nieselregen den Wald. Als es dort immer noch nieselte, schlupften wir in die Mäntel. Und als hätte es so dem Wettergott den Spaß verdorben, blieb es von da an trocken! Wir ritten auf schönen Waldwegen bergauf und bergab, zu unserer linken eine steil empor steigende Wand zum teil mit Felsen und Geröll, während rechts der hang steil abfiel und weit in die Tiefe ging. Wir fühlten uns wie wilde Eifelräuber in früheren Zeiten...
Meinen Traber habe ich erst spät eingeritten und bergab laufen bereitet ihm noch erhebliche Probleme. So wurde mir ganz mulmig und ich sah mich schon Kilometer lange Abstiege zu Fuß bewältigen, mein Pferd stolpernd und rutschend neben mir...
Aber so weit kam es dann gar nicht. Zu Anfang stakste er ganz, ganz langsam und unsicher bergab, verlor dabei kurz den Anschluß an die anderen, was er aber schnell wieder aufholte, dank des trabertypischen starken Schrittes. Gegen Abend wurde er schon immer sicherer und lief schon besser die Berge hinunter...
Eine kleine Pause legten wir nach gut 2 Stunden im Wald ein. Was essen, trinken, die Freilufttoilette benutzen und die Pferde etwas grasen lassen. Nach einer halben Stunde stiegen wir wieder auf und weiter gings. Auf schönen Wegen, die auch nach den Regengüssen der letzten Tage gut bereitbar waren. Etwa 7 bis 8 km vor dem ersten Tagesziel war dann einer unserer Wege verschwunden. Erst suchten wir etwas herum, dann gaben wir die Suche auf und orientierten uns neu. Dank Anjas GPS war schnell eine Alternative gefunden und wir kamen bald wieder auf unsere ursprüngliche Route zurück. Später erfuhren wir, dass dieser Weg einer kleinen Fichtenschohnung zum Opfer gefallen war.
Durch die Bergmühle hindurch und dann einen letzten Berg hinauf. Auf der stetig ansteigenden Strecke ließen wir unsere Pferde noch einmal einen frischen Trab hinlegen uns so dauerte es nicht lange, bis wir den Höhenzug erreicht hatten. Von dort aus schlängelte sich unser Weg langsam abwärts und wir konnten schon von weitem unser Tagesziel sehen: Den Reitstall in Adenau.
Dort wurden wir schon erwartet und ebenso nett empfangen wie am Tag zuvor. Die Pferde bekamen Weidepaddocks und die Ausrüstung fand Platz in der geräumigen Sattelkammer. Anschließend bezogen wir unser Quartier: Ein ganz liebevoll eingerichtetes Gästehaus direkt neben den Paddocks. Neben Gästezimmern für insgesamt 12 Personen gab es ein gemeinschaftliches Wohn-Esszimmer, eine Küche, eine Toilette und ein großes Bad mit Dusche und Badewanne. Eine überdachte Terasse macht das alles noch perfekt.Erneut staunden wir über die komfortable Unterkunft. Während unsere Gastgeberin Monika Frechen uns ein leckeres Abendessen zauberte, versorgten wir unsere Pferde. Futter und Heu hatte man uns gezeigt und weil es wieder recht kalt wurde, deckten wir alle drei ein. Gut So! Denn kaum hatten wir das getan, öffnete der Himmel alle Schleusen und es schüttete wie aus Eimern! Dank Regendecken kein Problem für die vom ritt noch aufgeheitzten Rücken unserer Pferde.
Gemütlich im warmen und trockenen genossen wir unser Abendessen. Monika unterhielt uns mit Anekdoten, wie sie eine Gastgeberin einer Wanderreitstation so erlebt. Schließlich verabschiedete sie sich von uns bis zum nächsten morgen und fuhr davon.- So hatten wir drei das Gästehaus ganz für uns und genossen es!
3. Tag: Ritt von Adenau nach Leudersdorf, ca. 27 km
Um 8:00 Uhr am nächsten Morgen traf Monika mit frischen und duftenden Brötchen ein. Während wir die Pferde fütterten und die Decken abnahmen-in zwischen schien nämlich wieder die Sonne, nachdem es die Nacht hindurch geregnet hatte- bereitete Monika ein leckeres Frühstück. gemeinsam mit ihrer Familie aßen wir und langten kräftig zu. Gerade als wir satteln wollten, gab es erneut einen heftigen Wolkenbruch. So verzögerte sich unser Abritt und erst zur Mittagszeit verließen wir, in unsere Mäntel gehüllt, den Hof. Monika hatte uns zuvor noch einmal genau den Weg erklärt und uns ein paar Tipps mit gegeben.
So ritten wir wieder den Berg hinauf, und hinein in den dichten Wald.
Nachdem wir eine stark befahrene Hauptstraße überquert hatten, kamen wir an einen wunderbaren Weg. Ganz verwunschen, umwaldet und von einem kleinen Bach begleitet, so ritten wir viele Kilometer dahin. Immer mal wieder kreutzte ein Eichhörnchen oder eine Rehmutter mit ihrem Kitz unseren Weg, der gesäumt war von alten Bäumen, bemoosten Steinen und kleinen Höhlen, in denen vielleicht eine Fuchsfamilie hauste.
An diesem Tag mussten wir mehrmals kleine Bäche überqueren. zum Teil führten stabile Brücken darüber, zum teil gab es furten, oder die Bäche liefen einfach in kleinen Rinnen über den Weg.
Unsere Pause machten wir an einem Bikertreff, der zwar geschlossen hatte, aber hinter dem Haus einen Pferdeparkplatz, sowie Toiletten und überdachte Sitzmöglichkeiten bot. Zwischenzeitlich begann es gerade etwas zu tröpfeln. Das hielt aber nicht lange an. Gestärkt und ausgeruht ging es weiter, wieder über urige Wege,an Bachläufen entlang, durch Wälder und über Felder.
Auf dem letzten Drittel des Weges dann verpassten wir eine Abzweigung und ritten so einen Umweg. dafür kamen wir so auf einen wunderschönen Naturweg und an einer liebevoll hergerichteten Ranch vorbei. Als wir aufs freie Feld hinaus kamen und Leudersdorf in der Ferne schon sehen konnten, begann es dann doch zu regnen und wir wurden zum ersten mal auf diesem Ritt richtig nass! es sollte das einzige mal bleiben, aller schlechten Wettervorhersagen zum Trotz.
Eine halbe Stunde ritten wir durch den kalten Regen, unsere Mäntel erfüllten einmal mehr ihren Zweck vorbildlich, dann erreichten wir die Wanderreitstation von Monika Kaulerz. Im trockenen Offenstall sattelten wir ab und deckten wieder unsere Pferde mit Regendecken ein. Dann brachten wir sie auf die Koppeln und dank ihrer Decken kümmerten sie sich nicht weiter um den Regen.
Für uns hatte Monika den kachelofen angeschührt und heißen Tee vorbereitet. Unsere nassen Mäntel und Taschen trockneten am Ofen , während wir den wunderschönen und liebevoll renovierten Bauernhof bewunderten. Wir wärmten unsere Hände am heißen Tee und fühlten uns pudelwohl.
Monika tischte uns ein sagenhaftes Abendessen in 3 Gängen auf, von dem wir noch lange schwärmen sollten! Sie setzte der ohnehin guten Verpflegung während des Rittes die Krone auf. Hiermit verleihen wir Monika Kaulerz den Titel der ungekrönten Küchenkönigin!
Auch hier bekamen unsere Pferde gutes Futter gestellt und wir wunderschöne Zimmer mit kuscheligen Betten. und nach einer heißen Dusche schliefen wir wie die Murmeltiere. Es war schließlich doch spät geworden.
Dieser Tag sollte unser schönster Reittag gewesen sein, denn diese Teilstrecke, da waren wir uns einig, war die schönste des ganzen Rittes.
4. Tag: Ritt von Leudersdorf nach Kelberg und Abreise:
Heute starteten wir etwas früher in den Tag, denn schließlich wartete am Abend noch eine Autofahrt von 4 Stunden auf uns. Um 8 Uhr gab es Frühstück und wir beeilten uns, danach all unsere Habe ein zu packen.
Um 10 Uhr verließen wir den Hof, nachdem uns Monika herzlich verabschiedet hatte. Die heutige Etappe sollte mit etwa 20 km die kürzeste sein. So hatten wir es nicht so eilig. Bereits nach wenigen Kilometern kamen wir an den Wasserfall. Der Zufluss zum Wasserfall läuft mitten über den Wanderweg. Dort tränkten wir die Pferde. und während immer einer von uns bei den Pferden blieb, bestaunden die anderen den Wasserfall. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Weiter ging es, hinunter in ein Bachtal und dann am Bach endlang. An einem schönen Grillplatz machten wir eine kleine Rast. Leider waren dort so viele Bremsen und Stechmücken, dass wir bald weiter zogen.
Nachdem wir wieder durch verwunschene Wälder und über Bachfurten , bergauf und bergab geritten waren-mein Pferd stiefelte in zwischen beinahe so sicher und flott bergab wie die anderen- erreichten wir nach gut 4 Stunden wieder Kelberg.
Anita hieß uns willkommen und wir brachten die Pferde noch kurz auf die Paddocks, damit wir in Ruhe unsere Autos bepackten konnetn.
Die im Pauschalangebot angekündikte Eifeler Schinkenplatte gab es zwar nicht mehr, aber angesichts der an sonsten erstklassigen Verpflegung und des super Preis-Leistungsverhältnisses sahen wir darüber großzügig hinweg.
Wir verluden die Pferde und auf der heimfahrt war uns ebreits klar: In der Eifel waren wir nicht zum letzten Mal!
Ab jetzt bei Satteltramp Videos ein kleiner Film über den Wanderritt! http://www.satteltramp.eu/off-topic/307-sonderbare-user.html#post987
Da sind die Pferde noch nicht ganz abgeschwitzt, da steht deine Tourenbeschreibung schon hier. Allertiefsten Respekt.
Klingt als hättet ihr eine Menge Spaß gehabt. Vulkaneifel ist von mir hier eine ganze Ecke weg. Sollte es dein Wunsch sein, die tollen Wanderreitstationen weiter bekannt zu machen, so kannst du sie gerne in der Infomap eintragen.
Meine Pläne, wandereittechnisch, sehen ein paar Tage Augsburg westliche Wälder vor. Und dann als Highlight für heuer, Durchquerung des Thüringer Waldes, entlang des Rennsteiges. Werde darüber berichten.
mußte mir den Bericht über die Vulkaneifel nochmals durchlesen weil:
wir haben gebucht . 5 Tage in Leudersdorf anfang Juni. Mit unseren zwei Jünglingen wollen wir ein paar kleinere Sternritte rund um die Station unternehmen.
Bin sehr gespannt auf die Gegend. Gibt es eigentlich Einschränkungen was das Reitrecht anbelangt? Nordrhein-Westfalen ist ja nicht weit weg.
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