aaaaaach, Trekker... du machst es einem schwer, nein gesagt zu haben...
im nächsten Leben werde ich Lehrer, dann kann ich so viele Ritte machen wie ich will!
Hallo Satteltramper
Da Issyk-Kul noch immer im Aufbau ist, und wir dieses Jahr auch mit Pachlavan Probleme haben, entschieden wie uns 3 Wochen Kirgisien in Angriff zu nehmen. Wir fliegen Ende July und kommen Mitte August zurück.
In Kirgisien werden wir auch auf den ursprünglichen Spottet Horses (Appalloosas) reiten, die von hier aus über China und Spanien nach USA gekommen sind. Wir werden zu viert unterwegs sein, Pat und Olivia unsere Altai-Reiter und Szabo, mein Freund aus Ungarn, der mit uns schon München Venedig und die Karpaten geritten ist.
Kirgisien grenzt an China, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan. Es ist knapp 200.000 km2 gross etwa 60% der Fläche von Deutschalnd, es leben aber nur 5 Millionen Menschen dort. Davon leben etwa 2 Mio in den grösseren Städten. Wir werden wieder mit eigenem Guide und Wrangler unterwegs sein und bei den Jurten der Hirten nächtigen und dabei das Himmlische Gebirge (Celestial Mountains) durchreiten. Wir bewegen uns auf 2500 m ü.m. und queren Pässe auf 3700 m Höhe. Geplant ist eine Rundreise von etwa 540 km länge.
Aktuell sind wir mitten in den Vorbereitungen. Ein weiteres Zelt ist zu nähen, Ausrüstung zusammen zu stellen und zu überprüfen. Die Karten habe ich bereits für das Garmin konvertiert und die Route wurde gerade mit dem Organisator der Reise abgestimmt. Wir werden ein Packpferd und 6 Reitpferde haben und 15 Tage lang reiten und Land und Leute kennen lernen.
Ich werde Euch auf dem Laufenden halten.
Gruss Alpentrekker
aaaaaach, Trekker... du machst es einem schwer, nein gesagt zu haben...
im nächsten Leben werde ich Lehrer, dann kann ich so viele Ritte machen wie ich will!
wau - auf solche Ankündigungen will ich nicht antworten!
Trekker, ich bin grün vor Neid!!
2012 Kirgisien Celestial Mountains
Am 24.8. sind wir in Bishkek angekommen. Aeroflot, freundlches Personal und pünktliche Flüge. Einzig die dreimalige Gepäckkontrolle (Transit) in Moskau nervte. Von Bishkek aus nahmen wir ein Taxi nach Toktogul, und wir lernten eine neue Dimension des Autofahrens kennen. Sicherheitslinien, sind nur zur Dekoration angebracht und Ampeln geben nur einen Hinweis, das Querverkehr möglich wäre. Bei Rot anhalten, was für eine Einschränkung. Man fährt halt langsamer 80/90 kmh in die Kreuzung rein, und wenn nichts kommt, gehts sofort mit 120 Sachen weiter. Einspurige Teerpiste, 3 Autos nebeneinander mit Gegenverkehr, kein Problem mit Toleranz und durchschlagenden Stossdämpfern kommt man trotzdem gut an. Spannend ist die Sache eigentlich nur für den links vorne sitzenden Beifahrer (des rechtsgesteuerten Autos), der lange vor dem Fahrer sieht, dass da einer oder auch zwei entgegenkommen, wenn der Fahrer grad am überholen ist und dessen Hinweise als unnötiger Versuch der Hilfestellung mit einem kurzen Blick abgetan werden. Trotzdem der Fahrer fährt souverain und umsichtig, und es sind kaum irgendwelche Unfall geschädigten Fahrzeuge unterwegs. Nach drei Stunden kommen wir an und werden zum Tee gebeten. Später bekommen wir die Pferde zu Gesicht und was wir da sahen, hat uns nicht begeistert. Vier ausgemergelte Ponies (zwei mit offenen Wunden am Widerrist) und ohne eine Gramm Fettreserve haben uns dann doch etwas schockiert. Wir bekamen den Zuchthengst zu sehen, und der Besitzer wollte von uns wissen, warum der an sich wunderschöne aber klapperdünne Araberhengst, seine Damen nicht decken konnte. Diagnose Herbes im höchsten Grad, trotz Impfung und zuwenig Futter. Aber in diesem Land herrschen andere Regeln und es gibt nur einen Vetrenär, und der wohnt in Bishkek. Drei Stunden Autofahrt entfernt. Später werden die drei weiteren Pferde gebracht, und auch die klettern klapperdürr und steif von der langen Fahrt auf der offenenen LKW Rampe vom Transporter. Sie werden zur Weide gebracht, wo sie gehobbelt und an einem Fluss zum Grasen abgestellt werden, während wir uns zu viert hinsetzen und diskuteren, wie wir die Sache nun angehen wollen. Denn es war klar, mit den Pferden können wir die geplante Tour nicht reiten, also mussten wir uns was überlegen...... weiter in den nächsten Tagen...
Naja, es heißt zwar : Andere Länder - andere Sitten
aber dass ihr da so schlechte Erfahrungen machen müßt ist schockierend. Hoffe ihr findet eine Alternative ...
Nach langer mühsam auf Französisch geführter Diskussion mit Munarbeks Bruder und später auch mit Munarbek, der hervorragend Englisch spricht und der extra wegen uns die 3 Stunden von Bishkek hierher gefahren ist, entscheiden wir uns die Tour um 50 % zu kürzen, um die Strecken Pferdegerechter gestalten zu können. Wir werden also am nächsten Tag mit 5 der sieben Pferde aufbrechen und am nächsten Tag 2 der schlechtesten ausgetauscht bekommen. Wir bekommen Abendessen in traditionell Kirgisischer Art und legen uns nach einer Dusche bald schlafen, den am nächsten morgen soll es um 4 Uhr los gehen, um der Hitze des Tages zu entgehen.
Der Aufbruch gestaltet sich etwas verzögert, da wir statt um 4 erst um 5 Uhr wach geworden sind. Wir packen nur unsere Tagesverpflegung, Regenzeugs etc ein, frühstücken und kurz und satteln die bereits aufgestallten Pferde. Es sind alles Hengste, die da müde vor uns stehen und auf uns warten. Die Sättel sind westernmässig gestylt und brandneu, extra für uns gefertigt. Ich nehme den grössten, schwarzen mit heftigen Brandzeichen verziehrten und jeder sucht sich ansonsten sein Pferd selber aus. Olivia erwischt einen Passgänger. Unser restliches Gepäck wird am Abend von Munarbek ins CAmp gebracht, wo auch die zwei neuen Pferde auf uns warten. Wir hoffen einfach, dass die dann etwas besser aussehen. Wir reiten zügig los und ich bin etwas irritiert, dass Bopon unser Wrangler soviel Tempo macht. Er ist uns immer 1-2 km voraus, was manchmal mühsam ist, wenn man im hohen Gras den Pfad immer aufs neue selber suchen muss.
Aber diese Pferde sind im Vergleich zu unseren Mongolen Pferden deutlich besser zu reiten. Die Landschaft ist Mediterran geprägt und es riecht nach vielen verschiedenen Kräutern. Pats Pferd versucht sich immer an einem hohen Busch zu kratzen und streift die Teile regelmäßig und der Samen bleibt an ihrer Kleidung hängen. Unser Blick zurück fällt auf den strahlend blauen Stausee von Toktokul. umrahmt von braunen Bergen. Es ist heiß und wir steigen am Vormittag schon um die 900 hm bergan. Am 1. Bachlauf stürzen sich die Pferde auf das Wasser. Frage war nur ob sie seit gestern Abend überhaupt Wasser hatten? Je höher wir kommen, desto kühler wird es und die Vegetation ändert sich in für uns bekanntere Bergvegetation. Wir machen Mittagsrast und es wird wolkenverhangen. Regen zieht auf. Wir gehen den nächsten Pass im Regen an und der Weg schlängelt sich an den Berghängen entlang. Es zieht sich und da wir uns mit Bopon nicht wirklich verständigen können, wundern wir uns nur warum er immer so weit voraus reitet und wir Mühe haben ihm folgen zu können. Es wird wieder schöner und wir können unsere Planen wieder runternehmen, die uns allerdings vor den Feldern mit Riesen Ampfer und Bärenklau geschützt haben. Der Ampfer wächst hier auf bis 1.60 Höhe heran. Uns wird nun langsam klar, dass die Strecke deutlich länger ist als wir dachten. An einem Bergrücken geht Bopon in eine andere Richtung als mein GPS mir anzeigt und einen richtigen Pfad gibt es auch nicht mehr. Olivias Pferd ist übermüdet und stürzt einen kleinen Abhang runter. Beiden ist glücklicherweise nichts passiert. Wir queren einen Bachlauf mit einem Schneefeld und kommen dabei an einer Kuh mit Beinschiene vorbei. Stuten stehen frei grasend auf den Berghängen und wir schlagen uns zum Pass durch. Endlich erreichen wir ein Camp, in dem sich französische Touristen aufhalten. Es ist eine andere Reisegruppe, die von Munarbek betreut wird. Wir besprechen mit deren Übersetzer, dass er Bopon erklärt, was passiert ist und dass er doch mehr bei uns bleiben soll.
Wir erfahren, dass das von Munarbek erwähnte Camp noch 5 Stunden entfernt ist. Es ist schon 4 Uhr durch und wir haben noch einen weiteren Pass vor uns. Wenigstens ist wieder die Sonne am Himmel. Es wird dunkel und Olivia ist nicht bereit mehr Tempo zu machen, nachdem ihr Pferd ein 2. mal gestürzt ist. Wir führen unsere Pferde über den nächsten Pass. Es ist finster, als wir um 22 Uhr im Camp ankommen. und werden dort auch schon von Baktiar und Murnabek erwartet. Die Pferde werden gehobbelt und auf eine Weide entlassen. Wir trinken Tee und essen unsere erste Trekkingmahlzeit bevor wir mit Munarbek ins Medias Res gehen.
Fotos
Traumhafte Gegende, so schön einsam.. Wenn da nicht der etwas fade Beigeschmack wäre. Ich wünsch Euch noch viel Spaß.
Wunderbare Reportage eines Pferdelandes aus der Sicht eines Reisenden zu Pferde.
Vielen Dank Dir und noch weitere schöne Tage!
Bei unserem abendlichen Gespräch konnten einige Sachen geklärt werden. Die gestrigen 51 km und 2800 hM kamen zustande, weil ich Munarbeks Bruder bzw. sein Französisch nicht verstanden habe, Munarbek aber meinte, ich hätte mein Einverständnis zur Streckenlänge seinem Bruder gegeben. Dann stellt sich heraus, dass bis auf die zwei Pferde, die wir heute bekommen haben,alles von anderen lokalen Pferdebesitzern zugemietete Pferde sind, da der gute Munarbek zu viele Kunden hat. Dann sind wir die ersten überhaupt, die die Pferde mal ungesattelt zu Gesicht bekamen, alle anderen Reiter bekommen die Pferde gesattelt vorgesetzt und auch das Absatteln übernimmt der Wrangler, während die Gäste bereits gemütlich Tee schlürfen. Bisher hat er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, warum die Widerriste offen und die Rückenmuskulatur jeden Sommer verschwindet. Im Frühjahr sei sie ja wieder da, so wo liegt das Problem ? Die Tradition dieses Landes hat halt einfach ein etwas weniger differenziertes Verständnis für die Sache Pferd. Aber er ist bereit zu lernen und versteht auch, dass letztendlich bessere Pferde auch zu mehr Kundschaft führen. Und da es nicht sehr aufwändig ist, Heu für die Pferde zu bekommen verspricht er sich besser darum zu kümmern. Er hat keine Ahnung davon, wie viel ein Pferd unter Höchstleistung zu Fressen braucht und ist sehr interessiert mehr darüber zu lernen. Unter Zuckerbrot und Peitsche machen wir ihm klar, dass er da was ändern muss, ich glaube ihm erst mal und hoffe, das es was fruchtet. Die hiesigen Pferde, allesamt im Arabertyp sind im Gegensatz zu den Mongolenpferden sehr leistungsbereit und gehen bis sie umfallen. Und genau das ist es, was ihnen auch die Uebervorderung beschert. Die Mongolenpferde hätten Munarbek und seinen Kunden längst den Stinkefinger gezeigt. Mit den beiden neuen Pferden von Munarbek, sind wir jetzt einigermasen ausgestattet und können unseren Trek an Son-Kol beginnen.
Wir können ausschlafen, alle zusammen in der Jurte wird es eng aber es geht trotz unserem ganzen Gepäck und unseren ausgebreiteten nassen Klamotten. Wir hoffen, dass alles wieder etwas trockener wird. Am Morgen regnet es zwar nicht aber die Sonne kann sich auch nicht wirklich durchsetzen. Die 2 neuen Pferde von Munarbek sehen recht gut aus, müssen jedoch neu beschlagen werden. Der Beschlag ist wieder mit sehr hohen Stollen versehen, so dass man tunlichst schauen sollte die Pferdefüße nicht auf die eigenen zu
bekommen.
Ich muss auch meine Steigbügellänge verändern und so vergeht der Vormittag mit dem Richten unseres Gepäcks. Es regnet immer wieder und so werden unsere Schuhe auch nicht wirklich trocken und die Jurte ist auch nicht dicht. Da die Hirten in einem neuen Zelt leben ist die Pflege der Jurte leider etwas vernachlässigt worden. Wir beobachten das Treiben der Nomaden beim Käse machen, probieren die Joghurt Bällchen und außer Szolt kann sich von uns niemand damit anfreunden, denn sie schmecken streng und das Gefühl gerade einen Klumpen Salz mit Teig im Mund zu wälzen, lädt nicht zur Wiederholung ein. Frischen Ayran gibt es leider nicht. Wir bekommen Bratkartoffeln zu Mittag und Murnabek kommt mit dem restlichen Gepäck für Baktiar und bringt eine große Melone mit, die wir rasch vertilgen.
Wir entscheiden heute noch ein paar Kilometer in den Berg zu reiten, damit unsere Pferde besseres Grasbekommen. Eine französische Familie kommt den Berg platschnass runter und zieht sich rasch um. Sie kamen in einen Hagelschauer auf dem Pass,über den wir morgen drüber wollen. Murnabek zeigt mir seinen Appalousa. Die Pferderasse stammt ursprünglich aus dem kirgisischen Grenzland zu China und kam ganz mit Marco Polo nach Europa und von dort nach Amerika, wo sie durch die Nez Perce Indianer weiter gezüchtet wurden. Der Name kommt von Paloose River, wo diese Indianer zu Hause waren, und aus at Paloose wurde dann im Laufe der Zeit Appaloosa.
Gegen 15 Uhr ist alles gepackt und wir sind startklar. Olivia hat ihren, für sie unbequemen Passgänger abgegeben. Später erklärt mir Baktiar, dass in Kirgisien diese Pferde extra für Passrennen gezüchtet werden und er das Pferde gerne reitet. Szolt hat sein Pferd gegen den neuen Schwarzen mit Namen Terminator getauscht. Mal sehen ob das gut geht? Die Schlucht wird eng und die Sonne kommt raus und strahlt die nassen Bergweiden an. Mein Pferd lässt sich bergab nur ziehen und deshalb entscheide ich mal wieder auf zu sitzen. An einem steilen Aufstieg aus einem Bachlauf kommt er mit der Hinterhand nicht hoch und kann mein Gewicht nicht hochstemmen. Er dreht wie auf einer Briefmarke um und kletter die Böschung wieder runter. Ich steig ab. Der arme Kerl braucht definitiv eine Pause. Wir kommen auf eine Wiese mit Knie hohem Gras auf das sich unsere Pferde stürzen. Wir beschließen hier zu bleiben, damit die Pferde sich sattfressen und weiter ausruhen können. Peter macht Wasser heiß und es gibt die 2. Trekkingmahlzeit. Es ziehen dunkle Wolken auf und wir verkriechen uns zum Nachtisch ins Männerzelt. Dort besprechen wir mit Bopon nochmals den vorigen Tag. Es fängt an zu regnen und zu stürmen. Graupel und Hagelschauer übertönen das Rauschen des Baches.
Na das ist ja was,
Bin gespannt auf Fortsetzung!
Danke für den ausführlichen Bericht
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