Servus Alpentrekker,
danke für den wieder einmal sehr schönen Bericht!
Was bitte sind Bovin-Stopps?
LG
Greta
Wir treffen uns um 10.30 in der Nähe von Saigneleger im Kanton Jura in der Schweiz. Der Ort liegt auf einem Hochplateau auf 1000 m Höhe ü.M. und ist das Heimatgebiet der Schweizer Freiberger. Der Name übrigens kommt geschichtlich verbürgt von einem Freibrief, der von der Obrigkeit 1384 an die Bewohner der Region ausgestellt wurde, der sie von Steuern und Zehntenabgaben befreite.
Wir das sind Christian mit seinem Spanier, Mara und Christine mit ihren Criollos und ich mit Cool, meinem Budjony-Karabagh. Wir haben 50-80 cm Pulverschnee und die Wege sind kaum gespurt. Wir traben und reiten eine Strecke von etwa 17 km bevor wir dann in einer Gaststätte zum Mittagessen einkehren. Die Pferde sind in einem Stall bei Silage untergebracht und wir geniessen die Wärme des Restaurants, nach der Bise und den -6 Grad draussen.
Hidalgo der Criollo ist unermüdlich am Pfaden, während der zweite Criollo (er ist noch relativ Jung) und der Spanier sowie Cool sich hinten einreihen um, von der Arbeit des Spitzenpferdes zu profitieren. Durch verschneite Tannenwälder und Weideflächen reiten wir durch unberührten Schnee und geniessen die Ruhe der Winterlandschaft. Wir sind mutterseelen alleine unterwegs, einzig ein Gruppe Huskies kläffen in der Ferne. Füchse und Rehe kreuzen unsere Pfade und ab und zu kreuzen wir einen Schneeschuhpfad oder eine Langlaufloipe. Wir folgen einem Schneeschuh Trail in eine Senke hinein.
Der Schnee türmt sich hier mehr als Bauchhoch und die Pferde haben echt zu kämpfen durch den tiefen Schnee zu stapfen. Wir gönnen ihnen eine Verschnaufpause und kletttern den Hang nach Muriaux hinunter. Gegen 17.00 Uhr sind wir dann bei unseren Gastgebern, die Pferde in schönen Boxen untergebracht, mit Wasser und Heu sehr gut versorgt. Das Abendessen ist sehr reichlich und lecker und wird mit Birnentorte mit Jersey-Kuh-Creme gekrönt.
Am nächsten Morgen, ziehen wir los, um weiteres Terrain der French-Montagne zu erkunden und während der Schnee noch immer vom Himmel wirbelt und alles in ein weisses Tuch einhüllt. Wieder liegen 10 cm mehr Schnee und die Pferde geniessen den Trab durch den tiefen Pulver. Cool macht einige Freudenbuckler und diesmal gehts Richtung Süden und dann Westen, quer durch die verschneiten Wälder und hinauf auf den nächsten Hügelzug. Auf dem Weg hinauf, hört der Weg plötzlich auf und wir müssen ein Geleis überqueren bevor wir den nächsten Weg erreichen. In dem Augenblick als wir auf die Geleise hinaus tretten, hören wir ein Pfeifen und sehen in 100 m Entfernung einen Güterzug der Bahn auf uns zurollen.
Wir treten einige Meter zurück und lassen den Zug vorbei, bevor wir dann doch über die Gleise den Wald hinauf klettern.
Oben finden wir einen gespurten Weg und wir kommen gut voran. Aber wir verpassen einen Abzweiger und kommen in die nächste Ortschaft aus ein paar einzelnen Bauernhäusern. Wir entscheiden nicht um zu kehren und die neue Situation als Herausforderung anzunehmen. Wir müssen dazu jedoch auf die Anhöhe hinauf, auf der 3 grosse Windmühlen stehen und auf der anderen Seite im Tiefschnee wieder hinunter. Wir sind schon lange nicht mehr auf den ausgewiesenen Reitwegen sondern folgen einem Wanderweg, der quer zum Hügel ins Tal hinunterführt. Einige Stacheldraht Zäune versperren uns den Weg. Sie lassen sich jedoch leicht öffnen und wieder verschliessen und so gelangen wir doch ins nächste Tal, das von Dolinen durchsetzt ist. Wir folgen dem Tal und reiten auf den nächsten Hügel hinauf, um wiederum quer zum Hügel auf einem Wanderweg ab zu steigen. Wir führen die Pferde durch den Knie tiefen Schnee bis zum längs des Tales verlaufenden Weg und folgen diesem bis wir ein Restaurant erreichen. Wiederum dürfen wir die Pferde in Stallungen unerstellen und mit Heu versorgen. Wie genehmigen uns eine Suppe und trinken etwas. Anschliessend reiten wir zurück zu unserem Quartier und versorgen die Pferde. Heute gibt es hausgemachte Lasagne (ohne Pferdefleisch) und anschliessend Jersey-Milch Eiscreme mit Waldfrüchten.
Heute nach einem ausgiebigem Frühstück brechen wir 9.30 auf und reiten erst nach Westen. Oben auf der Höhe verläuft ein Weg das ganze Tal entlang und wir galoppieren während 10 Minuten durch den stiebenden Pulverschnee. Wieder macht Cool einige Freudensprünge und nur die Bovin-Stopps hindern uns daran, immer im gleichen Tempo weiter zu reiten. Durch lichte Wälder und auf gebahnten Wegen reiten wir nach Montfaucon, wo wir uns mit Barbara und Phoebe treffen, die hier mit Schneeschuhen und Hunden unterwegs sind. Wir essen zu Mittag und reiten um gut voran zu kommen auf der geräumten Strasse nach Sainlegiere, kurz vor dem Ort biegen wir wieder in einen Reitweg ab, der uns auf Umwegen nach Muriaux bringt. Dort steht bei einem Haus eine lebensecht wirkende Kuh aus plastik, die von allen vier Pferden zuerst argwöhnisch beäugt und dann kritisch beschnuppert wird. Wir erreichen unsere Fahrzeuge und verladen die Pferde. Drei herrliche Tage in traumhafter Umgebung gehen zu Ende.
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Servus Alpentrekker,
danke für den wieder einmal sehr schönen Bericht!
Was bitte sind Bovin-Stopps?
LG
Greta
Bovin = Vieh der Gattung Rind
Stopp = Rollend aufgehängte Eisenstangen mit 12.5 cm Durchmesser, und 10 cm Abstand von Stange zu Stange, in einer Grube im Boden auf der halben Strassenseite, manchmal links manchmal rechts, vom Schnee bedeckt und deshalb manchmal nicht wirklich sichtbar....
einfach etwas um die Spannung zu erhöhen.... und galopierende Reiter vor dem Dorf zum Abbremsen zu zwingen....
Gruss
Alpentrekker
Ich beneide Euch (noch). Danke für den Bericht.
LG silberkatze
Während ich noch jammere, das unsere 10cm Schnee endlich wegtauen bist du wohl durch nichts auf zu halten.
Schöner Bericht mit eindrucksvollen Bildern.
LG
Iris
Das Leben ist zu kurz um sich aufhalten zu lassen. Ausserdem war es im Vergleich zum Vorjahr mit Minus 16° C richtig warm (es war nur - 6°) und bei dem Schneetreiben macht es doppelt Spass, weil dann keine anderen Reiter unterwegs sind und man die Pisten für sich alleine hat.
Servus AT!
Solche Rindersperren kenne ich auch von meinen Gebirgstouren. Hast du eine "Technik" um darüber zu reiten/führen, oder umgehst du sie? Wir mussten mal die Spalten mit Ästen füllen, denn man kam nicht seitlich vorbei. Gut, das unsere Rösser das damals "angenommen" haben.
LG
Hi,
bin wohl wieder einmal auf der Leitung gestanden. Bei uns nennt man diese in den Boden eingelassenen Gitter Cattle grid.
Vor den Ortschaften müssen sie in Österreich eher nicht in die Wege eingebaut werden, weil wir uns wegen der Ortssherifs nicht so wild in die Orte galoppieren getrauen.
LG
Greta
Im Jura ist das etwas anders. Da wird nicht das Vieh eingezäunt sondern da sind die Aussiedlerhöfe, die Häuser und Parkplätze eingezäunt und das Vieh und die Pferde laufen frei in den Tälern und Wäldern rum. Damit die aber nicht in die Dörfer rein oder auf die grossen Strassen gehen, sind diese mit den Bovin Stopps gesperrt. Es besteht dann immer ein separater Durchgang für die Reiter. Die sind immer nur so breit wie ein Auto in die Strasse eingelassen, und die andere Strassenseite ist mit einem Tor gesperrt. Nur eben im Winter nicht immer sichtbar. Technik zum passieren: Tor öffnen, wenn nicht geht, dann umgehen, wenn nicht möglich, gibt es nur die Möglichkeit die Pferde auf dem umflaufenden Blech von ca
15 cm Breite an den Rollen vorbei zu führen. Ist aber tricky, obwohl die Hufe nicht wirklich zwischen die Stangen runter rutschen können, ausser bei Kleinpferden, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste. So lege dann immer, wenn es nötig ist, ein Brett oder Aeste oder zur Not auch mal meinen Wachsmantel drüber.
Gruss
Alpentrekker
da muss ich dir widersprechen, lieber Trekker... es gibt Bovi-Stop-Modelle, wo Pferde mit guten Nerven drübergehen können (enger zusammengerückte Rollen, oder nur unbewegliche Profil-Eisen), aber ich kannte ein Pferd, das im Winter im Jura in so einen Kuhrost eingebrochen ist. Da war festgefahrener Schnee drüber, und weil kein Verkehrszeichen daneben stand, das auf den Rost hingewiesen hätte, ritt die Reiterin völlig ahnungslos darüber. Das Pferd, ein WB von 175cm, brach mit beiden Hinterbeinen ein, und konnte sich selber nicht mehr befreien. Die Sprunggelenke waren danach ziemlich futsch... das Pferd wurde abgeschätzt, und die Gemeinde war haftpflichtig, weil das Schild fehlte.
Die einzige sichere Methode, darüber zu gehen, ist die mit den Ästen oder sonst einem Füllmaterial. Der Randstreifen ist mit Gepäck wegen den daneben stehenden Zaun- und Torpfosten kaum zu schaffen, und ich würde ihn (bei den Rosten mit grossen Zwischenräumen) auch abgesattelt eher nicht versuchen, ohne die Sicherung mit den Ästen. Den Mantel habe ich auch schon ausgelegt, aber der dient nur dazu, dem Pferd eine allfällige Bodenscheu zu nehmen - bei den grossen Abständen ist er nutzlos.
Geändert von diala (28.02.2013 um 12:57 Uhr) Grund: Tippfehler
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