Hier der neue Newsletter von Günther Wamsler. Leider lassen sich die Bilder nicht zeigen.
NEWSLETTER Oktober 2011
Seit wenigen Tagen sind wir zurück aus der kanadischen Wildnis, und wie versprochen melden wir uns
mit Fotos und Geschichten von unserer diesjährigen Reise durch die Nördlichen Rocky Mountains in Kanadas
British Columbia.
Ein Sommer in den Nördlichen Rockys
Wo fängt man nur an, mit dem Erzählen? Vielleicht mit jenen Erlebnissen, die besonders in Erinnerung
bleiben? Wie der Büffel, der eines Morgens weniger als fünf Meter entfernt neben unserem Zelt stand und sich
stundenlang weigerte wieder zu gehen. Günter schlich unter Einsatz seines Lebens zum Zelt, um die noch
ahnungslos schlummernde Leni zu evakuieren.
Oder fängt man die Erzählung mit dem größten Abenteuer an? Mit den Flüssen beispielsweise, von
denen ich nie zu träumen gewagt hätte, dass wir sie einmal mit unseren Pferden durchqueren würde. Von
denen auch die Pferde nie geträumt hätten, dass sie sie einmal durchschwimmen müssten. Als wir dann aber
am Ufer standen gab’s kein Zögern. Wer nach Norden will, muss hinüber. Mangels ausreichenden Kartenmaterials
waren wir auf Hinweise der Einheimischen angewiesen. Auch wenn diese wie folgt lauteten: „Ihr müsst den
Fluss dort überqueren, wo der alte Trapper immer durch ist. So lang, bis er eines Tages ertrunken ist“.
Aber sollte ich nicht lieber mit den schönsten Momenten der Reise beginnen und von der Grizzlybär
Mama und ihren beiden Jungen erzählen, die tollpatschig, aber so herzig, über die Felswände oberhalb
unseres Lagerplatzes kletterten. Oder von dem Stachelschwein, das ausgerechnet an meinem Geburtstag
als Gast in unser Lager kam, wie ein Schlafwandler auf einen Baum kletterte, es sich gemütlich machte,
und geduldig wie nur ein Stachelschwein es sein kann, meiner Attacke mit der Kamera stand hielt.
Die Helden der Geschichte sind natürlich die Pferde: Dino, Azabache, Lightfoot und Rusty. Das fünfte
Jahr mit uns unterwegs, sind sie mittlerweile zu Wildnisexperten geworden. Sie haben uns sicher durch
Flüsse getragen, die wir aufgrund der Wassertemperatur und der starken Strömung niemals hätten durch-
schwimmen können. Sie haben ihren Weg durch Treibsand, Sumpf und Morast gefunden, sind über Hindernisse
und durch dichtes Gestrüpp geklettert und haben sich durch (fast) nichts aus der Ruhe bringen lassen. Mit
dabei war natürlich auch Leni. Sie würde es mit jedem Grizzlybären aufnehmen und wir hatten jede Menge
zu tun, sie vor ihrer eigenen Courage zu schützen. Wie immer, ist sie die gesamte Strecke gelaufen, nur
durch die eiskalten Flüsse wollte sie nicht schwimmen. Da es so viele davon gab, hat sie in diesem Jahr
gelernt, selbständig auf's Pferd zu springen.
Das Gebiet der Nördlichen Rocky Mountains ist etwa so groß wie die Schweiz, jedoch ohne Strassen,
Dörfer und Menschen. Man steht oben am Berg und egal wohin man schaut, erhebt sich eine Bergkette nach
der anderen bis zum Horizont. Es ist ein wildes Land, seit tausenden von Jahren unverändert. Dieses letzte
Rückzugsgebiet für große Raubtiere wie Grizzlybären und Wölfe wird auch die Serengeti des Nordens genannt.
Und diese Serengeti des Nordens haben wir durchquert und dabei monatelang keinen Menschen gesehen.
Wie das war? – Einfach herrlich! In dieser Wildnis unterwegs zu sein macht uns (Pferd, Hund und Mensch)
rundum glücklich!
Und wer daran zweifelt, dass auch Pferde glücklich sein können, der braucht nur Lightfoot und Rusty beim
Träumen zusehen…
Always happy Trails
PS: Wir sind gerade dabei die weitere Route durch den Yukon und nach Alaska auszuarbeiten und für Hinweise
und Ansprechpartner im Hohen Norden sehr dankbar.
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